Sonntag, 28. Juli 2013

Still

- Du bist so still.
- Ja.



Donnerstag, 25. Juli 2013

Ach ach ach ...

... und keine Ahnung, wieso.
Das heißt, so ungefähre Ahnungen aka Vermutungen habe ich schon, irgendwas mit H wie Hochsommer muss die Ursache sein:

Hitze?
Hormone?
Hunger?
Haltbarkeitsdatum abgelaufen?
Hyperirgendwasbilität?
Herdenmüdigkeit?
Hydromangel (äußerlich)?
Habenwollenunterdrückung?
Hängemattensehnsucht?
H.......

Was es auch ist, ich werde das Tempo, das ich im Urlaub eingeschlagen habe (gaaaaaaaaaaanz laaaaaaaaangsaaaaaaaaaaaaaaaam) noch ein wenig beibehalten.

Nur, damit Ihr/ Sie Bescheid wisst/ wissen.




Donnerstag, 18. Juli 2013

Vom Seufzen der Nachtigall und Wortkrümeln als Lockmittel

Die Nachtigall seufzt leise. Die in meinem Kopf. Die andere, die echte, die aus meiner Geschichte schläft noch immer mit ruhig pochendem Herz. Vielleicht, weil sie, einmal aufgewacht, unweigerlich auf bestimmte Erwartungen treffen wird: Wir wollen sie singen hören! Wir wollen sie fliegen sehen!
(Wie gut ich ihre (Flug)Hemmung verstehen kann!)

Ich werde ein paar Wortkrümel streuen, um die Schläferin aus der verhaltensten aller Positionen hervorzulocken. Nichts Beschönigendes, keine leeren Hülsen, sondern unausweichlich lebendigen Puls:

Nacht
Suche
Flussbiegung
Sandbank
Sturz
Kopf
Stein
Blut
Genick
Tod
Erde 
Klappspaten
Muskeln
Stunden
Grab
Körper
Tuch
Schlaf
Gesang
Verlust
Schmerz
Spritze
Vorhang
Erwachen
Trauer
Treibholz
Sonnenblumensamen 
Gepäck
Weg
Abschied 
Hinwendung
Selbst 


Man könnte nun skeptisch anmerken, dass solcher Art Krümel kaum geeignet seien, eine Nachtigall aus dem Schlaf zu locken. Wer setzt sich schon freiwillig Tod, Verlust, Schmerz und Trauer aus. Aber es handelt sich ja, wie oben bereits erwähnt, um Unausweichlichkeiten. Und ich sehe auch darin das Lebendige, den ununterbrochenen Kreislauf, das Geschenk (oder ist diese Bezeichnung zu krass?) des existentiell Spürbaren. Eine kraftvolle Erfahrung, die sich nur dem Wachsein bietet. 
Warten wir's ab ...

Dienstag, 16. Juli 2013

So sommerstill

So sommerstill war ich 
 noch nie,
so ohne Drang hinaus
 ans Meer,
ich hege nun die Fan- 
 tasie,
dass ich zufrieden und
 zwar sehr.

Sonntag, 14. Juli 2013

Geglättete Zeit

- Na, was hast du so gemacht?

- Oh, ich habe die Zeit geglättet und vom Wind Wellen hineinpusten lassen. Dann bin ich kopfüber hineingesprungen, bis zum Grund getaucht und wieder an die Oberfläche gestiegen. Ich habe mich auf dem Rücken treiben lassen und die Sonne hat mir ins Gesicht geschienen. Am Abend habe ich mich an Land spülen lassen, die Zeit brandete weiter zu meinen Füßen, bis in meinen Schlaf hinein. Sie ist eine Hüterin und kennt die besten Geschichten, sie hat sie mir jeweils kurz vor dem Aufwachen erzählt. Nicht alle konnte ich mir merken, aber das macht nichts, auch die verlorengegangenen haben mich durchquert und etwas zurückgelassen. Eine Glätte, einen Wellenschliff, einen klaren Funken, die weiche Farbe der Nacht. Jede Geschichte trug ich mit in den darauffolgenden Tag. Oder trug sie mich? Jedenfalls tauchte ich erneut und ließ mich treiben und von der Sonne bescheinen und an Land spülen und so weiter. Tag für Tag für Tag.
Beantwortet das deine Frage? 

- Nunja, ich hatte mit etwas Konkreterem gerechnet.

- Ich auch, mein Lieber, ich auch. Oder vielleicht mit etwas auf andere Weise Konkretem.
Und nun sag, was hast du so gemacht?

- Auf dich gewartet. Aber lass uns darüber ein andermal reden.

- Einverstanden. Übrigens habe ich dir etwas mitgebracht.

- Wirklich? Was denn? 

- Worüber würdest du dich am meisten freuen?

- Über eine Geschichte.

- Gut, dann habe ich dir also eine Geschichte mitgebracht.

- Erzähl sie mir!

- Morgen ...

- Versprochen?

- ... vielleicht.
 

Mittwoch, 10. Juli 2013

Zwischenmeldung

Liebe Leserinnen und Leser, als kurze Zwischenmeldung mitten aus meinem Urlaub sei gesagt: Es geht mir gut. Ich genieße die Ferien, die Sonne, die wunderbar frei zu gestaltende Zeit, das lange Schlafen, die Ruhe, das Lesen und vor allem die Möglichkeit der Ausdehnung von alldem ... 
Nach einer Woche Elsass und zwei Tagen zuhause geht es heute in die Schweiz, zur Freundin in die Berge und an den See. Beste Aussichten.

Bis bald!




Hier noch kurz angefügt der Link zu einem Gedicht von Marlies Blauth, das ich ganz wunderbar finde und dessen Entdeckung ich deshalb teilen möchte: Freundschaft

Haken

Der Alltag wirft kleine, spitze Haken aus: 
Eine Schale reifer, duftender Aprikosen, die, als sie sie zur Seite schiebt, den Brandfleck auf der Tischplatte sichtbar macht, der aus der durchwachten Nacht vor - wievielen? - Jahren stammt, als sie sich ausnahmsweise erlaubten, drinnen zu rauchen, als das Kind so krank war und stündlich neue Wadenwechsel brauchte, auch zweimal in der Nacht ein komplett frisch bezogenes Bett, danach der Morgen mit der endlich gesunkenen Temperatur, dem frisch gebrühten Kaffee, den müden Körpern, den Erleichterungsblicken und den quer über den Tisch ineinander verschränkten Händen, von denen sich nicht sagen ließ, welche welcher Halt gab.

Noch so ein Haken: Der Geruch von frisch gemähtem Gras, der hereinweht, als sie am Morgen das Fenster öffnet. Jahrzehnte liegen in diesem Geruch.

Ein weiterer Haken: Das immer noch mögliche gemeinsame Lachen über Erinnerungen, die mit keinem anderen geteilt werden können.

Und viele Haken mehr, die der Alltag auswirft, vor denen es keinen Schutz gibt, keine Ausweichmöglichkeit. Haken, nicht stark genug, um sie aufzuhalten, aber um sie langsam zu machen und vorsichtig in ihren Ablösungsbewegungen, damit die dünne Haut nicht reißt, damit kein Blut verloren geht, damit es nicht so weh tut.

Dienstag, 9. Juli 2013

Körpersprache oder: "Kommst du?"

"Kommst du?"

"Nein."

"Was soll ...?" 

Er bringt die Frage, die sich im abrupten Stoppen seines Schritts aus ihm herausformuliert, nicht zuende. Bereits seiner Kleider entledigt, befindet er sich auf dem Weg vom Bad ins Schlafzimmer und ist ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie ihm folgen würde. Wie immer. Aus Gewohnheit. Und ohne ein Widerwort. Und wie immer ist er nicht bewusst davon ausgegangen, sondern ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Wie das bei Gewohnheiten, die zu Automatismen geworden sind, eben so ist. 
Und die Frage "Kommst du?" war natürlich keine echte Frage, sondern eher eine lapidare Aufforderung. Oder weniger eine Aufforderung als vielmehr eine verkleidete Erwartung, das Voraussetzen eines zu leistenden Gehorsams, der längst nicht mehr thematisiert wird. 
Nicht mehr? Nie war er doch thematisiert worden! Nicht einmal gedanklich. Ein Gehorsam, dessen Existenz und Erwartung sogar abgestritten würden, brächte jemand die Sprache darauf. Abgestritten zuvörderst von ihm, und zwar ganz entschieden. Bis vor kurzem noch von beiden, auch von ihr, die nie geduldet hätte, dass wer auch immer sie in der Position einer Gehorchenden sähe. Nie. 

Aber dann hatte sich vor wenigen Tagen dieser Schmerz in ihr manifestiert. Über Nacht war aus ihrem Rücken ein Stein geworden, ein unbeweglicher Fels, ein - und da stimmt das Bild der leblosen Materie nicht mehr - grausam zubeißendes Etwas. Pein bereitend in jeglicher Haltung und Bewegung. Zu besänftigen weder durch flaches Liegen noch durch aufrechtes Sitzen oder Gehen. 
Die Autofahrt zur Notfallambulanz war eine Tortur, die Untersuchung durch den - zugegeben: sehr freundlichen und kompetenten - Arzt ebenfalls. Erst die starken Schmerz- und Relaxationsmittel brachten Linderung, zuvor vielleicht schon ein wenig die Versicherung, dass nichts "Schlimmes" dahinterstecke, die Wirbelsäule sei nicht ursächlich beteiligt, es handele sich "lediglich" um eine heftige Verspannung, eine Verkrampfung der Muskulatur, diese allerdings in extremer Ausprägung.

Sie wusste ja, dass sie ihrem Körper trauen konnte. Dass er mit ihr sprach und häufig klüger war als ihre restlichen Bestandteile. Dass sie ihn aber ebenso häufig überhörte und seine Forderungen verwarf, weil sie ihr unbequem schienen, auch wenn sie ihr letztlich dienten. Das alles wusste sie.
Vor einigen Tagen dann die Nacht im Bett neben dem, den sie nicht mehr liebte und dem sie bis zum Einschlafen demonstrativ den Rücken zudrehte. Was ihrem Körper offenbar nicht genügte. Auf dessen, ihres Körpers, Aufforderung sie dann aber nicht reagierte. Als er, ihr Körper, nämlich fragte "Kommst du?" und damit meinte: Komm heraus aus diesem Bett, weg von dem, den du nicht mehr liebst, hinaus aus diesem gemeinsamen Zimmer in ein anderes, hinaus, hinaus, da hatte sie nicht auf ihn hören wollen. Da hatte in der Folge ihr Rücken ein schmerzender Stein werden müssen.

Wie leicht es doch ist, sich zu irren, zum Beispiel im Zuteilen von Bedeutung. Oder darin, wer einem welche Frage stellen oder einen wozu auffordern darf. Wem Folge zu leisten ist und wem nicht. Wem zu trauen ist. Vor allem das: Wem zu trauen ist. Wem eine sich anvertrauen kann.

Ja. Darüber denkt sie neuerdings nach. 
Es gibt einen, den stürzt das in heillose Verwirrung. Aber das hält er aus. Und auch sie hält es aus.
Und es gibt einen anderen, der braucht vorläufig keine Schmerzmittel mehr. In dem wohnt sie.