Sonntag, 24. Februar 2013

Dagewesenheit

Sie haben sich ganz klein gemacht und so leicht, da war zum Schluss gar nichts mehr übrig von ihnen. Nichts Sichtbares jedenfalls. Vielleicht noch ein kleines verklingendes Geräusch, wie ein leiser Nachhall, aber das konnte auch eine Einbildung sein. Aber eine leere Stelle war da, die, wenn man mit der Hand hineingriff, zuschnappte mit einer Art Nichttemperatur, einer Kälte- und Wärmelosigkeit, die irritierte, absolut irrierte, weil sie so eigentlich nicht sein konnte. Wo gab es das denn, was sollte das für ein Phänomen sein, die gleichzeitige Abwesenheit von Wärme und Kälte. Nein, kein Vakuum, die Stelle war eindeutig randvoll gefüllt. Ein Nachlass. Eine deutlich spürbare Dagewesenheit, welche die auf sie gerichteten Blicke bündelte und aus den mikrofeinen Resten der einst übersehenen Anwesenheit ein Leuchten erzeugte. Da konnte man nur wünschen, man hätte die Quelle dieses Leuchtens früher bemerkt. Als sie noch zu bemerken war. Aber da hatte es immer nach dem Einzigen ausgesehen, was man für möglich und angemessen gehalten hatte: nichts. Eine ins Abwesen getriebene Anwesenheit. Und nun dieses Leuchten. Ein Nachlass von "nichts"? Nie und nimmer! Diese Nichttemperatur, diese sich jedem anderen Füllstoff verweigernde, bis zum Rand mit Licht und Leere gefüllte Stelle. Zeugen einer vollkommenen Dagewesenheit. Zu spät nun für ein Umdenken und ein genaueres Hinsehen. Fragte man sich nur noch, ob man zum Tagesgeschäft übergehen sollte mit einer Als-ob-nichts-gewesen-sei-Haltung oder ob man eine Klage anstimmen sollte, von der aber niemand im Voraus wissen konnte wie laut und wie lange laut und lange genug wäre. Füllte sich also gegenüber der Abwesenheitsstelle eine andere, ähnlich dimensionierte mit Ratlosigkeit und Unentschlossenheit und füllt sich diese bis heute.

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